MEDES, Barfußärzte in Guatemala

Der Verein MEDES, „Medicos Descalzos de Chinique“, besteht offiziell seit 1993. Aber schon Anfang der 80er Jahre durch die Not des Bürgerkriegs, von welchem die Region um Chinique sehr schlimm betroffen war, begannen lokale Heilärzte gemeinsam mit einem französischen Priester (Benito Charlemagne) Krankenbesuche durchzuführen. Der Mangel an Medikamenten brachte sie dazu die traditionellen Heilmethoden der Maya wieder anzuwenden. Allerdings ist schon das Wiederbeleben dieses vorhandenen Wissens keine leichte Aufgabe, da bisher nur mündlich überliefert wurde und in der Zeit des Genozids niemand traditionelle Heilpraktiken anzuwenden wagte. Charlemagne war es, der schließlich die Verbindung zur französischen Organisation Medicos Descalzos, was übersetzt soviel wie Barfußärzte heißt, herstellte, die sich mit der Erhaltung von lokalen Heilmethoden in unterschiedlichen Ländern beschäftigt und diese unterstützt.

Daraus entstand der heutige Verein, der sich über die letzten Jahre mit der Aufrechterhaltung und Aufarbeitung alter Maya-Heilpraktika beschäftigt hat und Ausbildungen von Heilärzten, und mittlerweile auch Hebammen, organisiert mit dem Ziel möglichst weitreichend in Dörfern die Krankendienste anbieten zu können. Durch die Finanzierung unterschiedlicher Organisationen kann ein strukturierter Projektfortschritt erreicht werden.

SoL hat seit 2007 bereits drei erfolgreiche Projekte unterstützt.

Im ersten MEDES Projekt lag der Schwerpunkt auf den Heilärzten. Es gab Workshops in welchen sie ihre Erfahrungen austauschen und dadurch ihr Wissen stärken konnten. In diesen Workshops wurde auch die sechs, in diesen Gemeinden am häufigsten vorkommenden Krankheiten in Kleingruppen identifiziert und erforscht. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Workshops wurde ein Handbuch zu diesen sechs häufigsten Krankheiten erstellt. In einem Kongress wurden dann schließlich die Ergebnisse der Workshops der Bevölkerung vorgestellt.

Im zweiten MEDES Projekt lag der Schwerpunkt auf den Hebammen. Ähnlich wie in den Workshops der Heilärzte im ersten Projekt wurden Workshops mit den Hebammen abgehalten in welchen je eine Gruppe von Hebammen eine der häufigsten Erkrankungen sowie auch die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen identifizierten. In späteren Workshops tauschten sie sich dann über die verschiedenen Krankheiten aus. Es fanden auch gemischte Workshops mit Hebammen und Heilärzten statt um das Wissen der jeweiligen Gruppe zu stärken. Schlussendlich fand wieder ein großer Kongress statt in welchem die Ergebnisse der Workshops vor der Bevölkerung als auch vor interessierten westlichen Medizinern präsentiert wurden.

Im dritten MEDES Projekt wurden die interaktiven Workshops mit den Heilärzten und Hebammen fortgeführt um den Austausch von Informationen und dadurch auch ein besseres Verständnis für die verschiedenen Krankheiten zu ermöglichen.

Die Hebammen erstellten ein Handbuch zu dem Thema Schwangerschaft und Kind welches von den traditionellen Maya-Hebammen übermittelte Kenntnisse beinhaltet und nun veröffentlicht und weitergegeben werden soll.

Auch 2013 wurde die MEDES Projektreihe fortgesetzt. Der Schwerpunkt lag diesmal bei der Weitergabe und Verbreitung des gesammelten Wissens der Heilärzte, und Hebammen.

Für die Hebammen gab es Workshops in welchen der Inhalt des in den vorherigen Projekten erarbeiteten Handbuches an 60 neue Hebammen weitergegeben wurde. Zusätzlich wurden die Treffen der Hebammen fortgesetzt um ihnen die Möglichkeit des Wissensaustausches zu bieten.

Um das Gesamtwissen aller Beteiligten zu erweitern gab es auch wieder Workshops an welchen Heilärzte und Maya Hebammen teilnahmen um sich auszutauschen.

Das Buch der Hebammen sowie das Buch der traditionellen Therapeuten fanden großen Anklang in der Öffentlichkeit und wurden zum Teil auch in Bibliotheken und Forschungszentren verteilt. Auch in den Gesundheitszentren wurden die Bücher verteilt und auch vom Personal angenommen. Die verbesserte Zusammenarbeit mit den Gesundheitszentren gilt als einer der größten Erfolge, da die traditionellen Therapeuten und Hebammen oft von Mitarbeitern der Gesundheitszentren diskriminiert und sogar bedroht wurden.

Als besonderer Erfolg galt, dass das Jahr 2013 ein Jahr ohne Müttersterblichkeit in Chinique verzeichnete. Das ist besonders hervorzuheben, da Guatemala in Lateinamerika, bezüglich der Müttersterblichkeit, an dritter Stelle liegt.

Für mehr Informationen und Videos zum Beispiel von der Buchvorstellung des Buches der traditionellen Hebammen, laden wir Sie ein die Homepage von MEDES Chinique zu besuchen:

https://sites.google.com/site/medeschinique/.

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