„Wasser für Nuevo Paraiso“ – Jahresprojekt der SOL 2006

Die Siedlung Nuevo Paraiso wurde nach Beendigung eines Arbeitskonflikts auf der Finca Maria Lourdes, der über 12 Jahre gedauert hat, gegründet. Die Besitzer der Finca verweigerten seinerzeit die Zahlung des zustehenden Mindestlohnes an 38 Landarbeiterfamilien. Daraufhin gründeten diese eine Gewerkschaft und klagten die Löhne ein. Sie erhielten vor Gericht Recht, die Besitzer bezahlte dann diese, entließ aber 31 Landarbeiter. 1993 konnten sie per Gerichtsbeschluss die Wiedereinstellung erreichen. Ab 1995 begannen die Repressalien, Schritt für Schritt wurden alle gewerkschaftlich organisierten Landarbeiter entlassen, der Verantwortliche für die Gewerkschaft mit dem Tode bedroht. Die ihnen vorenthaltenen Löhne haben schließlich einen Betrag von 1.4 mio Quezal , das sind etwa 156.000 € erreicht.

Die Entlassenen kamen auf sogenannte „schwarze Listen“. Damit hatten sie nirgends mehr eine Chance, Arbeit zu finden. Die Kinder durften über Jahre hinweg nicht einmal die örtliche Schule besuchen. Als ihnen Wasser und Strom abgedreht wurde, kam es dann am 23. November 2003 zur Besetzung der Finca. 18 Personen wurden des Verbrechens des Raubes, des Hausfriedensbruches, der Nötigung und Bedrohung angeklagt, auch der Vertreter der Pastoral de la Tierra der Diözese Xela, der sich ihrer Probleme angenommen hatte.

Eine Woche nach Amtsantritt des neuen Präsidenten, im Jänner 2004 kam es dann zur Räumung der Finca, wobei sich die Familien freiwillig zurückzogen, um Blut­vergießen zu vermeiden. Welthaus hat über die „Pastoral de la Tierra“ (PT) Quetzaltenango diese Gruppe während ihres Kampfes um Mindestlöhne unterstützt. Nach langem Kampf und schwierigen Verhandlungen wurde im Herbst 2004 eine tragbare Lösung erreicht, die Klagen zurückgezogen, den Familien ein Betrag von 500.000 Q und jeweils eine kleine Bauparzelle zugesprochen. Weiters erhielten die 46 betroffenen Familien ein Grundstück von 1/4 Caballería, das sind ca 14 ha auf der Finca El Paraiso, die sie nunmehr gemeinsam bewirtschaften. Es fehlt aber jegliche Infrastruktur (Wasser, Strom, Häuser), um die sie jetzt kämpfen.

Hauptprioritäten der Bevölkerung sind in der von ihnen priorisierten Reihenfolge: Trinkwasser und Latrinen, Strom, Einkommen schaffende Maßnahmen, Schule, Verbesserung der Straße und Gesundheit.

In dem Dorf selbst leben 200 Familien; die meisten anderen Familien, wie auch jene, die das Land nach Beendigung des Arbeitskonfliktes gekauft haben, sind Kleinbauern und verdienen sich weiters ihr Geld als Lohnarbeiter auf den drei umliegenden Großgrundbesitzen (Finca Maria de Lourdes, Finca San Is idro , Finca San Julian), wo sie nach wie vor nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn für ihre Arbeit erhalten

Projektpartner:

Projektpartner ist die Pastoral de la Tierra der Diözese Xela, Quezaltenango welche die 46 Familien der neuen Siedlung „Nuevo Paraiso“ auch in Zukunft begleitet. In der Durchführung wird sie von Imelda Sajquím vom Büro von Horizont3000 in Quetzaltenango und vom Projektplaner Dipl. Ing. Carlos Mazariegos unterstützt.

Zielgruppe:

Im engeren Sinn die 46 Familien, die den Arbeitskampf gewinnen konnten. Es sollen insgesamt ca. 200 Familien dort leben. (derzeit sind es insgesamt 80)

Oberziel:

Trinkwasserversorgung der Familien

Detailziele:

Bau von Brunnen und Dachrinnen bzw. Zisternen zur Regenwassersammlung zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung (auch für Bewässerung von Hausgärten). Weiters Bau von Latrinen, die das Grundwasser nicht verschmutzen (so dass die Brunnen nicht nach einiger Zeit unbrauchbar sind).

Trägeranalyse:

Die PT Quetzaltenango hat schon seit vielen Jahren die LandarbeiterInnen bei ihrem Kampf um Mindestlöhne unterstützt. Nur dank dieser Unterstützung konnte erreicht werden, dass die in einer Gewerkschaft organisierten LandarbeiterInnen zumindest einen Teil ihrer Mindestlöhne zugesprochen wurde. Mit dem Kauf des Landes sind allerdings andere Probleme aufgetaucht. Die PT Quetzaltenango wird die BewohnerInnen von Nuevo Paraiso sicherlich in den Bereichen Organisation und Absicherung der Subsistenz in dem ihr möglichen Ausmaß weiter unterstützen. Für andere Bereiche fehlt aber die nötige Finanzierung.

Carlos Mazariegos vom Wasserprojekt (wird vom österreichischen Staat finanziert), hat eine erste Studie für die Wasserversorgung erstellt und ist auch grundsätzlich bereit, für die Wasserversorgung technische Beratung zu machen. Er hat in Graz studiert und ist mir als verlässlicher und guter Wassertechniker bekannt.

Imelda Sajquím vom Büro von Horizont3000 in Quetzaltenango unterstützt das Projekt durch Koordination und ist sowohl mit Carlos Mazariegos wie auch mit der PT-Xela in Kontakt.

Finanzplan :

Finanzplan indikativ (kann noch variieren)  2005
Umrechnung: 0,10853 GTQ EUR
Direkte Kosten    
ca. 14 Brunnen (für 3-4 Familien Gemeinschaftsbrunnen) pro Brunnen ca. GTQ 5000 70.000,00 7.597,10
Brunnenbecken und Abdeckung (damit Brunnen nicht verschmutzt) (2000 x14) 28.000,00 3.038,84
Dachrinnen und Zisternen 50.000,00 5.426,50
Latrinen (3000×50) 150.000,00 16.279,50
Gesamt: 298.000,00 32.341,94
indirekte Kosten  
Brunnenbauer, Maurer, Begleitung Carlos (1x pro Monat), Überwachung (Kontraktierung, Rechnungen, Finanzen, Kontrolle (entweder PT oder Imelda), Fahrtkosten Carlos und Imelda) 92.140,42 10.000,00
Gesamt indirekte Kosten 92.140,42 10.000,00
Gesamtkosten 390.140,42 42.341,94

Finanzierung

Die betroffenen Familien sind nicht in der Lage, entsprechende finanzielle Mittel aufzubringen, da sie erst daran gehen müssen, sich selbst Wohnmöglichkeiten zu schaffen und eine landwirtschaftlichen Produktion aufzubauen. Sie werden aber entsprechende Eigenleistungen über Arbeiteinsatz erbringen.

Welthaus Graz unterstützt das Projekt mit einem Betrag von € 17.342, die Steier-märkischen Landesregierung hat eine Förderung von € 15.000 bereitgestellt, derzeit ist noch ein Betrag von € 10.000 offen, der von der Solidarität mit Lateinamerika im Jahr 2006 aufgebracht werden muss.

Graz am 1. 6. 2006